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Sonntag, den 27. November 1954

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Sonntag, den 27 November 1954

Liebe Elly! Liebe Bomi! Lieber Roby!

Am Dienstag den 16. Abends um 19:15 Uhr bin ich nach Belo Horizonte gefahren. Herr Engel, Herr und Frau Kloos sowie Superintendent Pinto mit Frau und Schwester fuhren mit im Schienen-Auto, Luxus-Zug der General-Direktion des E.F.C.B. für 12 Personen, welcher der Cia bei besonderen Veranlassungen zur Verfügung gestellt wird. Welches war nur diese Ursache? Nicht für uns. Wir benutzten den Wagen nur für die Rückreise, also Zufall. Herr Pinto hatte mit den beiden Damen die Reise von Belo nach Monlevade mit dem Flugzeug gemacht. seit Donnerstag nun ist der Himmel steht bedeckt. Es hat auch schon geregnet, besonders am Donnerstag den 18. ging hier ein unheimliches Gewitter nieder. Es hat auch in Belo während 3 Stunden mächtig geregnet. Die grosse Hitze ist vorläufig vorbei. An diesem Dienstag Morgen bei bedecktem Himmel fand der Flieger den Landeplatz in Monlevade nicht und so weit fort von M dass ein Jeep drei Stunden benötigte, um die Herrschaften nach hier zu bringen. Mit dem Luxus Vehikel kam gegen 18 Uhr ein Herr Kaufmann von Pohlig (Förderanlagen) mit Herrn Oberweis von Belo und wir benutzten die Rückfahrt.

Wie war diese Fahrt bei Nacht? Mit 30 - 35 km auf kurvenreicher Schmalspur ganz schrecklich. So etwas habe ich noch nicht mitgemacht. Nach viereinhalb Stunden

Landeten wir wie gerädert in Belo. der Wagen war nicht aus den Schienen gesprungen.

Die Rückfahrt im Auto am Samstagnachmittag war besser.

Was ist Belo Horizonte?

Eine Grossstadt mit einem Dutzend Wolkenkratzer. Geschäfte jeder Art. Schöne Hotel. Viel, viel Volk und Autos. In Belo ist alles zu kaufen, doch teuer. Das Leben ist auch teuer und den Luxus nach Belo zu fahren kann man sich nicht oft leisten.

Meine Einkäufe bestanden in eine elektrische Kochherd. Vier Heizplatten mit Backofen 7500 Gr bar bezahlt 6500 Cr. ein Schlafzimmer in der Casa de Confianca verlangte man mir zwischen 32000 und 65000 Cr. Ich erstand dann ein Schlafzimmer in der Mobiliadora Inglesa S.A. für 15000 Cr. Esszimmer und Schlafzimmer werden in Sabara für April-Mai hergestellt.

Sonstige Einkäufe Regenschirm, Strohhut, Gummi-Überschuhe und sonstige Kleinigkeiten.

Bei dieser Gelegenheit habe ich so richtig erkannt welche Hilfe mir fehlt. Liebe Elly! Wir beide in Belo hätten schöne Tage verbracht und so war ich auf mich allein angewiesen. Wir haben mässig gelebt und manche Mahlzeit übersprungen, in billigen Restaurants gegessen und dennoch kostete die Reise über Erwarten viel Geld. Es war der 1. Urlaub den ich mir nach 5 Monaten gönnte. Unser Stauwerk Piracicaba hat jetzt Wasser und so hoffe ich, dass der Betrieb jetzt besser rollt.

Herr Scharlé und Herr Hein waren sehr nett. Wenn ich auch daselbst einen ganzen Bückel voll Arbeit

Bekam, so ist dies ja gerade das was ich brauche. Immerhin kann ich jedoch damit rechnen, dass selbst bei einsetzten noch stärkerer Inflation, unsere Arbeit nicht für die Katze ist. Liebe Elly, wie froh wäre ich diese Sorgen um Finanzen auf deine Schultern abgeben zu können. Namenstag ist mit Kaffeeklatsch gut verlaufen? Leider war ich nicht in Eurem Kreise, doch in Gedanken war ich bei Euch.

Nach dem Gottes-Dienst, den ich mit Schirzer(?) aufsuchte,Denn es regnete beim hin und Rückgang, wurde geruht, denn morgen geht es wieder in die Tretmühle und von den beiden Fahrten und der Raserei durch die Stadt, bin ich wie gerädert.

Allein die Suche nach einem Chronometer für Zeitmessungen brachte mich in alle Uhrenläden von Belo und das hiess Kilometer machen, denn die Stadt ist unheimlich gross.

Eine Fahrt mit Auto zur AASA zeigte mir erst richtig die riesigen Ausdehnungen. Hier ist auch das Spekulationsgelände für viele in Monlevade. Wir Walzen zur Zeit ca 500 To Federstahl in Monlevade und die AASA verarbeitet einen Teil dieser Feder, gehört zur Gesellschaft. doch ich wäre besser nicht hin gefahren. Hier bewegt sich alles wie dem Lämmchen sein Schwänzchen und dennoch verdient diese Quetsche Geld wie Heu, allerdings mit Federn, welche wir walzen. Autofedern werden hier gebraucht nach und nach, denn die Strassen sind sehr, sehr schlecht und ausserhalb Monlevade oder Belo können nur Brasilianer fahren, denn diese sind Künstler im Autofahren und dennoch gehen Achsen

und Federn zu Bruch.

Der November geht seinem Ende zu. Die Zeit flieht sehr schnell, wenn ich überlege, dass ich hier in den Hemdärmchen (kurze Arme) sitze und dabei ist es noch zu warm. Wie mag es zu Hause sein? Winter, kalt oder vielleicht schon Frost mit Schnee, das kann einem nicht in den Kasten. Wenn jemand sich an dieses Klima gewöhnt hat, so glaube ich schon, dass es ihn wieder nach hier zieht. Belo ist jedoch eine schönere Ecke wie Monlevade. Hier fehlt für die Hausfrau der freie Handel mit vielen Geschäften. Leider liegt der Handel zum grössten Teil in den Händen einer Familie genannt “Geo”. Ein Privileg welches wie folgt erworben wurde. Geo belieferte bei der Erstellung von Monlevade die Arbeiterschafft mit allem, Esswaren und Gebrauchsartikel. Es wiederholte sich nun sehr oft, dass die Cia kein Geld hatte um die Arbeiter zu bezahlen und Geo genügte(?). Diese Anleihen brachten Konzessionen, welche sogar auf Kinder und Kindeskinder übergehen, dass dies ausgenutzt wird, das ist nicht mehr wie verständlich.

Liebe Elly! Mir geht es soweit ganz gut. Die beiden Strümpfe sind 1a. so bequem laufen konnte ich seit 1942 nicht mehr. Vielleicht liegt ein Brief von dir auf meinem Büro und ich werde morgen deine lieben Zeilen lesen können. Hoffentlich ist zu Hause noch alles bei bester Ordnung und vor allem alle bei bester Gesundheit. Ich schliesse für heute mit einem dicken Kuss für dich liebe Elli, Omi und Robbie

 schönen Gruss an Marga

 Emile

P.S. den Brief schliesse ich nicht, bis morgen.