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Monlevade, den 25. November 1954

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Liebe Elly! Liebe Bomi! Lieber Roby!


Am Montag war mein Brief gerade zur Post aufgegeben, da kam eine Botschaft an, noch mal grosses Kuvert und wie gross war meine Freude ein neuestes Konterfei von Roby zu bekommen. In dem Augenblick als der Photograph geknipst hat, da waren die Gedanken weit, weit fort, wahrscheinlich in Brasilien. Ich danke recht schön für dieses Geschenk, mache jedoch darauf aufmerksam, dass das Leben hier weit davon entfernt ist ein Traum zu sein. Nach meiner Rückkehr von Belo Horizonte waren am Montag 7 Uhr an der Draht n4 zwei Belegschaften angetreten und die zweite nicht bestellte Mannschaft war nicht zu bewegen nach Hause zu gehen um die Arbeit ab 15 Uhr aufzunehmen. Es handelte sich hier um einen alle 6 Monate stattfindenden Wechsel der beiden Belegschaften. Alles Zureden half nichts. Ich hatte damit gerechnet, dass die Direktion das Notwendige besorgen würde, doch wer verschwand aus dem Nebenbüro auf leisen Sohlen, mein guter Herr Loutsch. Das Palaver verstehen die Brasilianer ff. Dauer über eine Stunde ohne Erfolg. Am Dienstag kam die Blase wieder, doch zwei Belegschaften auf einer Schicht für dieselbe Arbeit, dieses Problem zu lösen, der muss erst geboren werden und die Entlassung der Rebellen war die einzige Lösung. Dies hatte den Erfolg, dass

alle ohne Ausnahme um 15 Uhr antraten, sogar die Kranken. Bei dieser Gelegenheit wurde ich dem Haupt-Palaver-Fritzen meinen Stuhl an. Ich glaube, das über kurz oder lang ihm der Stuhl jedoch auf die Strasse gesetzt wird. Kampf, also überall!

Es wurde immer behauptet in Hostenbach wäre mit der Belegschaft schwer auszukommen, doch daselbst waren die Leute vernünftiger.

Nun liebe Elly möchte ich dir recht herzlich danken für deine lieben Briefe Nummer 28 und 29. Letzterer erreichte mich am Mittwoch und 28 kam einen Tag früher hier an.

Deine Ausführungen und Berichte auch der Zeitungsausschnitt bereiteten viele Freude, doch was mich schmerzlich berührte, das war die Mitteilung auf vergeblicheses Eingehen von Post aus Brasilien.

Liebe Elly! Du hast Recht! Die Reise nach Belo mit grossen Konferenzen mit Herrn Hein und Herrn Scharlé, dazu die Einkäufe. Ein Rennen durch die belebten Strassen. Hin- und Rückfahrt wie bereits geschildert und dennoch hätte ich schreiben sollen. Die Vorwürfe nehme ich an und werde öfters schreiben. Nicht böse sein, denn ich werde versuchen auch einmal den Krampf in die Finger zu bekommen beim Brief schreiben an meine K[...].

Ich bin ja auch schwer im Rückstand. Vielleicht nicht in der Zahl der Briefe, doch bestimmt in Gewicht. Wenn ich diese 29 Briefe, welche mit so viel Liebe geschrieben sind, so wird mir schwach, dies will jedoch nicht heissen, das meine ganze Arbeit, meine täglichen Gedanken nicht und genau derselben

Liebe bei euch und für euch besteht. Mei léiwt Keny, nëmmen nach 8 Méint, an dann treffe mer ons zu Rio. Diese Zeit geht auch vorbei. Nur nicht verzagen. Wir wollen Gott bitten, dass er uns bei guter Gesundheit erhält und Roby’s Wunschtraum, der ja auch mein Traum immer war, in Erfüllung gehen kann. Nur ein grosses Glück, dass wir nicht 1937 nach hier gekommen sind. Alles Kriegsgeschehen war leichter, wie das was uns hier geblüht hätte. Dies unter uns und die Fortsetzung mündlich.

In Hostenbach galt es mit Aufbau eine ganze Ortschaft zu gewinnen. Hier ist die Aufgabe genau dasselbe und ob es gelingt, das erfahren wir später. Dass uns dies gelingt, da wirst du auch noch einen Babelturm beitragen müssen.Ich habe bis jetzt ein kleines Fundament gemacht, Hoffentlich bleibt der Turm stehen, nicht wie in Babel.

Die Kochmaschine ist angekommen, elektrisch mit 4 Placken 110 V. mit Backofen. der Eisschrank ist bereit. Das erste Schlafzimmer trudelt dieser Tage hier ein. Salle-à-manger Und Schlafzimmer mit zwei Betten werden in Sabara bis April aus Jacaranda fertig. Bettbezüge, Teppiche et. bringst du mit und dann machen wir, wie wenn wir zu Hause wären.

Am Donnerstagmorgen hatte es während drei Stunden in Belo Horizonte fest geregnet und während dieser Periode 9-12 Uhr sass ich wie Tipp-Topp und ass Frankfurter Würstchen. Die Inhaberin dieses Ladens hat eine grosse Auswahl an allen möglichen Konserven. Wurst sogar Bückinge und Heringe, während es hier in Monlevade was Esswaren

Betrifft sehr dünner Aussicht. Die Herren beschweren sich nach Hause zu gehen wegen dem Frass und die Hausfrauen beschweren sich, da sie nicht wissen was Sie kochen sollen. Im Kasino ist vorzüglich gesorgt, wenn das Essen auch für jeden Wochentag fest liegt, so ist der Tisch so reichlich gedeckt, dass sich weit über zwei Zentner wiegen würde, wenn ich mir zur Hälfte zugreifen würde. An an diesem Essen fehlt jedoch die Liebe. Fütterung der Raubtiere ohne Programm wechseln. Am Samstag in Sabarah [Sabara] grosse Jubiläumsfeier 25 Dienstjahre der General-Direktion unseres Herren Scharlé, wozu die Betriebschefs eingeladen sind. Am 17. Dezember dasselbe in Wiederholung in Monlevade, während am 23 November in Belo bei der Zentrale Belgo-Mineira gefeiert wurde. Sämtliche Feiern sind jedoch nicht so gross aufgezogen wie beim Fest der 25-jährige Dienstzeit von Louis Ensch. Am 4. Dezember ähnliche Feier des Ingenieurs-Vereins in Belo, wo ich laut Angaben von Herrn Loutsch auch hin soll. So ist Brasilien!

Die Feste steigen am laufenden Band, doch weniger bei den oberen Schichten. Das Volk ist leichtlebig! Konzerte jeden Tag und mit Kachass (Reisschnaps) [Cachaça] oder (Zuckerrohrschnaps) kommt der Brasilianer über alle Klippen hinweg. Männer dürfen sich alles erlauben, doch Frauen verheiratet werden wie Sklavinnen behandelt und gehüllt. Auf Nachtschicht während den Pausen verlassen viele Arbeiter das Werk, um zu Hause nach dem Rechten zu sehen.

Der Bräutigam wird mit vorgehaltenem Revolver zum Delegado geführt und so die Heirat erzwungen.

Eine Brasilianerin sogar von Hand muss bei Aufbruch der Dunkelheit zu Hause sein und wird es nicht Wagen ohne Gemahl Abends ausser Haus zu verweilen. Ich weiss nicht, ob diese Ausführungen von Interesse sind, doch geben sie immerhin einen kleinen Einblick in Sitten und Gebräuche.

Bei all dem habe ich die Beantwortung von Schreiben Nr 25 wieder verschwitzt.

Ich möchte nur noch mitteilen, dass die erste Messe um 7 Uhr die 2te um 8 Uhr und das Hochamt um 9 Uhr gelesen werden. Am Nachmittag ist hier keine Möglichkeit, der hl. Messe beizuwohnen, gegeben das Treppensteigen um 9 Uhr ist wegen der Hitze bereits eine Qual, also Frühaufsteher muss man hier werden.

Für heute schliesse ich nun mit vielen Küssen an meine Elly ohne Bomi und Roby zu vergessen. Ich wünsche angenehme Ruhe und macht euch keine Sorgen um mich.

Alles Gute wünscht

Emile

P.S. Am Freitag gab es hier in Monlevade, während wir in Belo bei Herrn Scharlé Konferenzen ab hielten einen Wolkenbruchregen, doch seither nichts mehr. Unser Stauwerk läuft jetzt über und dabei wollten die Brüder am Montag nicht Falzen. so ist das immer hier in Monlevade, es fehlt stets an etwas und die Tonnen muss man sich richtig zusammen stehlen.

Emile