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Monlevade den 27. Dezember 1954

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Liebe Elly! Liebe Bomi! Lieber Roby!

Der Heilige Abend, Samstag und Sonntag sind vorbei. Gott sei Dank! So möchte ich denn einige Worte schreiben, wie es mir ergangen hat. Samstag, Sonntag und heute, da war es zum Heulen heiss, der Stern drückt ordentlich. Könnt ihr das verstehen, wo zu Hause wahrscheinlich Schnee gelegen hat. Doch was kann dies euch interessieren. Ihr wollt doch wissen, wie ich über diese Tage hinweg gekommen bin.

Wie bereits mitgeteilt, war ich Gast bei Familie Engel. Familie Engel setzt sich zusammen aus Frau und Herr Engel und zwei blondköpfige Kinder. Jetzt denkt Ihr und der Emile und damit aus. Oh Nein! Zwei Kinder 16 und 17 Jahre alt Dienstpersonal der Familie, schwarz wie die Nacht. Familie Jomisch(?) mit ihrem Sprössling genannt “Gëtschu” vielleicht vier Jahre alt, dann Herr und Frau Kloos sowie Herr und Frau Heuwert, beide Assistentin vom Walzwerk, die Damen natürlich nicht. Als letzter Gast kommt dann noch Monsieur André. Mr André Ludwig um 6:30 Uhr d.h. 18:30, da war zu Hause die Feier schon 3 Stunden auf Hochtouren in seinem Jeep. ja woher hat André einen Jeep? Einfach! Und Reh ist Chef vom Reflorestamento und muss eben so ein Vehikel haben.

Koffer gut gepackt mit braunem Anzug aus passiert, Elly ärgert sich jetzt und sagt: “Wofir huet en dann

Ken schwarze Kostüm ugedon.” Antwort: “Well ech nach ke weissen hun.” Doch liebe Elly! es kam ja nicht auf den Anzug an, sondern auf das was im Koffer war.

Zu Hause brauchte ich mich nicht um diese Angelegenheit zu kümmern, doch hier als Gast, da wollte ich doch nicht mit leeren Händen erscheinen und da habe ich eben versucht für jeden etwas zu haben und jetzt ärgert sich mein Elly noch mehr.

Liebe Elly! ich bin hier Finanzminister und du weisst ja, dass ich es noch nie verstanden habe mit Geld umzugehen. Nun, so war es bei diesem Weihnachtsfest. Jeder und jede und die Kinder haben von mir eine Kleinigkeit bekommen, doch wenn die Zahl halt so gross war, da kann ich nicht dafür und wenn auch etwas Geld in diese Ecke Fluss, so war dies doch mit dem einen Gedanken verbunden: “Loss Der neischt schenken.”

 so habe ich denn bis 23:30, es kann auch 23:45 Uhr gewesen sein “Weihnachtslieder” gehört in allen Sprachen und dann ging es zu den Metten(?).

Im Anschluss wurde noch Familie Kayser ein Besuch abgestattet, auch Herrn und Frau Kayser hatte ich mit einem kleinen Präsent, soll geschenkt heissen, bedacht und so waren für mich die Weihnachten beendet d. H. der hl. Abend.

Am 25. stieg im Klub ein Kinderfest mit Bescherung durch Papai Noël und im Anschluss Aperitif bei der Direktion. Abends Fortsetzung bei Familie Jaunsch(?) mit derselben Gesellschaft wie am hl. Abend.

 gegen 12:00 Uhr d.h. 24:00 Uhr Heimfahrt mit Mr. André im Jeep und 9:00 Uhr Hochamt, dann auf zur Piscine und Frühschoppen. Ich darf jedoch nicht vergessen, dass

Ich zum Frühstück auch Weihnachtsstollen bekam.

Liebe Elly! Mache dir keine Sorgen, mir fehlt das hier an nichts. Das schönste Geschenk für diese fest Lage, das war jedoch der Weihnachtsbaum. Derselbe ist am Montag angekommen, leider war die Spitze abgebrochen, doch den Schaden hatten wir schnell behoben. Mit Leukoplast wurde am hl. Abend um 15:30 Uhr zu Hause 18:30 Uhr, wobei Euch, besser gesagt bei uns zu Hause die Bescherung stieg, da wurde das Bäumchen garniert mit Kerzen und Lametta so richtig eingeweiht.

es war die schönste Stunde des hl. Abends.

Ich habe ausser dem Bäumchen und vielen Zeitschriften keine Post bekommen, doch was nicht ist, das kann noch werden. Einen frommen Wunsch habe ich jedoch, es möchte meine Geschenke für Dich und Bomi ankommen. Was die Geschenke für Roby betrifft, so glaube ich, dass Mamai dafür gesorgt hat.

Familie Kayser hat für den Teller mit Gebäck gesorgt, ein grosser Korb mit Fressalien angekommen, was ich alles verschenkt habe. Wenn ich alles essen würde, was hier geboten wird, dann oh weh! Schlanke Linie. Herr Janusch(?) sagt heute schon “Monny Demuth”. Dann wäre der Monny aber richtig fertig.

 Heute ist es bei mir schon nicht mehr f. d. H sondern f S. 1/4 und ich fühle mich sehr wohl dabei.

Mein Bein macht mir keinen Kummer, ich habe die Schassetracité(?)Noch nicht gehabt und wenn Ihr hier wärt, dann würden wir uns morgen in dem neuen Heim einquartieren. Paulo von Gonzaga ist heute morgen um 6 Uhr mit seiner Familie nach Belo Horizonte umgezogen.

Zuerst lasse ich jetzt das Haus frisch machen und

dann wollen wir weiter sehen.

Der Monat Dezember wird nicht besonders ausfallen in der Tonnage, wenn wir 10.000 Tonnen bekommen, dann muss es gut gehen. Es ist eben zu heiss und wir Kranken hier an der Regelung einer anständigen Prämie. Herr Scharlé wird im Januar nach hier kommen und ich werde versuchen dann diese leidige Frage für Walzwerk und Rohrfabrikation zu klären. Liebe Elly! was habe ich in den letzten Tagen und was habe ich noch an Briefwechsel zu erledigen. Es ist einfach unheimlich, doch was ist daran zu ändern. Vielleicht habe ich manches geschrieben, was ich nicht hätte tun sollen. Hier kann man nicht vorsichtig genug sein.

Ich schliesse für heute indem ich hervorheben will, dass ich lieber zu Hause gewesen wäre. Hier ist man bei fremden Leuten und hier ist trotz der Hitze nicht warm. an Einladungen fehlt das nicht und ich weiss dass alle mir über den Bückel hinweg helfen wollen. der Bücken ist stark zusammengeschrumpft und wenn alle besorgt sind, dass es mir an nichts fehle, so weisst Du Liebe Elly, das und und die Trennung, die gewollte Trennung ein Ende hat. Wir wollen Gott bitten, dass Er nicht anders entscheidet.

In den Zeitschriften habe ich schlimmere Schicksals Beschreibungen gelesen. Heute noch sind Kriegsgefangene aus Russland nicht heimgekehrt. Konzentrationslager gibt es im Osten und wie ist es in Indo-China?

warten wir noch mit vollem Vertrauen einige Monate und wünschen wir Roby Erfolg.

Mit einem dicken Kuss für Dich, Bomi und Roby

vom Emile