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Monlevade, den 4. Mai 1955

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Liebe Elly! Liebe Bomi! Lieber Roby!

Der erste Mai ist vorbei und wird Tag der Arbeit genannt. Ausgefüllt mit Sportveranstaltungen und Tanz ging der Tag ziemlich harmlos vorbei. Der SENAI hatte Preisverteilung und ich war ziemlich stark bei diesen Festlichkeiten engagiert, da eine spezielle Einladung mich hierzu zwang. Die schönste Feier Gottesdienst im Freien vor der Grotte von Lourdes. (Einladung füge ich bei.) am 2 und 3 hatte ich Besuch von “Amerikanern” Firma Callerpiller, Welche Scraper und Traktore in Brasilien bauen wollen.Die Unterhandlungen führten über Materialbeschaffung. Der Monat April schloss ab mit 10475 Tonnen. Es fehlt denn tausend Tonnen Grad und 200 Tonnen an der 350er und 650er Str.

Zur Beantwortung der Briefe kam es leider noch nicht. Heute bekam ich nun Brief Nummer 55 und es bleiben mir drei Briefe zu beantworten für welche ich herzlich Danke. Liebe Elly! Welche Arbeit und welche Freude lösen dieselben aus. Manchmal muss ich doch auf die Zähne beißen um nicht weich zu werden und dann stelle ich doch fest, dass die Augenwinkel nass werden. Doch ändern lässt sich nichts!

Dein und Roby’s liebe Briefe mit den Veilchen waren besonders dazu angetan. Wenn ich mir dann überlege, dass Roby bei Familie Frisch hätte Untertauchen sollen und höre die Zicken, welche Richard vollbringt, dann sage ich mir: “Es war besser so.”

Die beiden Kisten mit Zigarren sind also doch gelandet und zwar an den gewünschten Adresse. Wenn dieselben Freude ausgelöst haben, so ist der beabsichtigte Zweck erreicht worden. Den Brief von Herrn Baltes habe ich auch bekommen. Ich werde bei Gelegenheit auch Herren Frisch in dieser Hinsicht eine Freude bereiten.

Liebe Elly! du fragst mich, wegen Herrn Briegel. Die Tochter von Herrn Briegel ist Sekretärin von Herrn lutsch und für das ganze Werk einzige wichtige Kraft sowohl für die Büros, wie auch für das Arbeitsfeld. (Betrieb). Herr Briegel leistet ebenfalls im Bürowesen große Dienste und leitet die ganze Korrespondenz. Beide sind sehr entgegenkommend und ich muss sagen, auch als Familie recht nett und entgegenkommend. Frau Briegel ist heute noch eine stolze Frau und die Familie scheint so harmonisch, dass bei Berücksichtigung von Alter und Bildung nach meiner Ansicht nur eine  Verwechslung vorliegen kann.

Herr Gauthier leitet hier die Werkstätte ein tüchtiger Fachmann und Frau Gauthier ebenfalls stolze Frau, welche studierte, [...] einen Jungen “Tommy” einmal ein Kollege von Roby.

Beide Familien haben wir schon eingeladen und kürzlich traf ich Herrn und Frau Briegel Arm in Arm auf einem Spaziergang und dieselben erkundigten sich warm nach Zeit der Ankunft meiner Familie.

Ostertage sind mit Besuch ausgefüllt gewesen und es hat mich gefreut zu hören, dass das Osterlamm in Form von einem Brüsseler Fugen so groß geschmeckt hat. Ich hatte noch keine Zeit zum Studium des Umzugzettels, doch etwas fehlt ganz bestimmt darauf und das ist eine Kiste mit Zeibe(?) und Likören. Für Herrn Loutsch eine Flasche mit “Mirabelle”.

Liebe Elly! Du fragst mich nach Zahnradausbau an Ostern. Mei leiwt Keny! An Ostern ist hier nicht an solche Arbeit zu denken, das sind Feiertage und da ist niemand bereit solche Arbeiten auszuführen. Die Ostertage sind für alle

ein solch erhabenes fest, dass keine lebende Seele daran denkt zu arbeiten. Alle leichtlebig, doch an Ostern leben die Leute so streng religiös, dass man sich fragt, was kann die Ursache sein? Fanatismus!Genau wie beim Fußball steigen alle in einen religiösen waren, welcher bestimmt noch im Ur-Instinkt wurzelt. Es bestehen auch noch religiöse Sekten. Bei Gonvernador-Valadares [Governador Valadares] war eine solche Sekte an Ostern in Aktion. Es wurden vier Kinder verbrannt, der Zug Katzen und den bösen Geist trieben die Sektierer bei Frauen und Männern aus, indem sie halbtot geprügelt wurden. Einer der Gefolterten konnte sich retten und die Polizei schaffte Ordnung mit der Maschinenpistole.

 Die Geschichte mit dem Reitpferd habe ich nicht richtig erfasst. Wir haben noch 2200 Tonnen Ingots(?) auf Lager, welche aus der Periode stammen, wo es an Kraft fehlte. Wenn ich überlege, das 20000 Tonnen das Ziel sind und wir erreichen mit Ach und Krach 10.000 Tonnen, so kommt 1947 der Moment, wo mir bei allem reiten der Atem ausgeht, denn selbst mit Einlegen von zusätzlichen Schichten, so bleiben wir noch weit vom Ziel. Hier drückt mich der schuh und ich möchte doch nicht, dass man sagt: “Dat Reiperd.”also muss ich weiter auf dieses Ziel hinaus steuern.

Krokodill-Waschkessel-Porzellan-Werkzeug kommt ein anderes mal an die Reihe.

Für heute möchte ich nur noch mitteilen, dass ich gesund bin, dass es mir gut geht und schließe mit einem dicken Kuss für Bomi und Roby und ganz besonders für Dich liebe Elly. ich werde heute Abend zur Familie Engel und von Frau Engel mir mitteilen lassen, was für den Umzug sehr wichtig ist. Dann werde ich wieder schreiben und alles gewünschte mit Begründung durchgeben.

Alles Gute wünscht

Emile