Monlevade, den 15. Juli 1955


Liebe Elly! Liebe Bomi! Lieber Roby!
Heute hat Herr Jakobs von Belo mir telefonisch das Telegramm von Roby durch gegeben, wonach Roby den II. Bac mit Erfolg bestanden hat. Das Telegramm wird mir in den nächsten Tagen durch Kurierdienst eingehen.
Lieber Roby!
Diese Nachricht hat mich richtig gefreut. Ich danke Dir für diese Mitteilung und sage Dir hiermit mein herzlichen Glückwunsch verbunden mit meinem Dank. Hiermit ist der 1. Abschluss für’s Leben, Abschluss der Mittelschule mit Erfolg gekrönt. Alle Jahre in “Maréchal Ney” wären ohne dieses Resultat zwecklos gewesen und ein halbes Leben verpfuscht, damit auch unser Planen.
Nun ist der Abschluss gewiehen. Ich weiss dass man nach solchen Examen leichter aufatmet, doch lieber Roby, glaube nicht, dass deine Mutter, Bomi, und besonders ich bei dieser Nachricht nicht weniger leicht aufatmeten und sagen wir alle zusammen: “Gott sei Dank”.
Noch recht schöne Ferien wünsche ich!
Liebe Elly!
Unser Junge ist jetzt gross geworden und hat einen wichtigen Abschnitt des Lebens mit Erfolg hinter sich. Manche Eltern waren nicht so glücklich, denn diese Periode ein Lebenskampf bringt vielfach Enttäuschung.
Roby hat den Fall mit Grandezza [grandeza] geschmissen und darauf
können wir uns freuen. Wenn Roby einen Wunsch hat, so bin ich bereit, denselben zu erfüllen. Ich glaube auch diesen Wunsch zu kennen, doch dann bitte aufpassen, dass kein Unglück passiert. Die Gefahren sind so gross. Auf der Fahrt nach Siderurgia stiessen wir mit einem schweren Lastwagen in einer Kurve zusammen und es hat noch einmal gut gegangen. Seither scheue ich jede Fahrerei. Also bitte Vorsicht! Roby ist auch noch jung und stürmisch, dazu fehlt noch die Routine, denn mit Führerschein ist einer noch lange kein gediegener Chauffeur, und wenn, dann gehört dazu noch ein guter Schutzengel.
Ich hoffen also auf den guten Schutzengel.
Diese meine Ausführungen über Autofahrerei werden als kalte Dusche aufgefasst, doch was ist daran zu ändern. Ich bin genau veranlagt, wie mein Vater. Ein Leben voll Sorgen, doch es kann sich einer nicht anders geben, wie er ist. Über eines bin ich mir jedoch im Klaren.
Diese Nachricht von heute hat mich richtig gefreut und ich warte mit Spannung auf einen Brief von Dir, liebe Elly, in welchen Einzelheiten notiert sind.
Leider ist die Postzustellung durch den Eucharistischen Kongress in Rio, wahrscheinlich etwas ins Wanken geraten.
Für heute schliesse ich nun mit einem dicken Kuss für Roby und Keny und Bomi.
Alles gute und auf unser Wiedersehen im September.
Emile