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Monlevade, den 18. Juli 1955

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 Liebe Elly! Liebe Bomi! Lieber Roby! 

Heute Brief Nr. 68 bekommen. Liebe Elly, herzlichen Dank, doch heute habe ich auch die Mitteilung aus Strasbourg von Roby bekommen, welche lautet:

“Pour e demuth j m bach reussi roby”

Ich kenne doch nicht die Abkürzungen des Telegrammstils. 

Zuerst wundere ich mich über Adresse 

via radiobras belgominias

bhe

J232 Strasbourg 5 10 13 1528

“Pour c demuth j m bac reussi roby” 

Ich las da heraus j’ai mon bac reussi roby”

Stimmt das? Herr Jakobs René    Assistante da Directoria

Cia Siderurgica Belgo Mineira

Av. Alfonso Deua 98i-3°          Belo-Horizonte

Caixa Postal 15

der hat das genau so verstanden, doch eigentlich müsste es heissen “j’ai réussi mon bac Roby”.

Wenn es so ist, dann ist beides richtig und ich habe mich gefreut und ich glaube dass sich auch noch Mutti, Vati, Bomi, Cléo, Hubert soll ich alle aufzählen, es führte zu weit.

Lieber Roby! Noch einmal herzlichen Dank für frohe Botschaft und frohe Ferien vor dem Start ins richtige Leben.  

Den Vorgeschmack vom richtigen Leben, den haben die Herrschaften durch Mitteilung in Brief Nr.66/ d.h Brief Nr 64 und 65 fehlen noch.) Erhebungsliste bewiesen. Du kannst jetzt machen wie Du willst, doch ich teile Dir meinen Hauptpunkt mit. Hier gibt es natürlich auch Ausnhamen.

“Wer im Leben nichts mit sich anzufangen wusste, der war noch gerade gut genug um anderer Leute Kinder zu striezen, der wurde Kommis-kop(?), sagen wir Soldat.”

Ich habe auch einmal Abitur gemacht, bei uns nannte man das “Première’s Examen” Bitte in Mutters grosser Raritäten-Sammlung nachsuchen, dort steht der richtige Namen. Mit mir hat einer der ersten Offiziere der luxemburgischen Armee promoviert, heute mit vollem Gehalt pernsioniert, Das grösste Kamel, was auf der Erdkugel herumlief und der unfairste Fussballspieler, der mir begegnete, doch Offizier 1a. Eine richtige Schiessbudenfigur.

Hier ist genau derselbe Zauber.

Ein junger Professor. José Oliveira von Seka kann auch Fonseka [Fonseca] sein. Nur noch kurze Zeit und ich hätte Portugiesisch gekonnt. José wurde einberufen und hatte die Hoffnung, dass er frei gestellt wurde. Fest sass er auf 10 Monate. Soldat spielen!  

Es ist klar, die Kamele haben jemand gebraucht, welcher schreiben und lesen konnte. Eine Knarre kriegt der nie in die Hand, doch der muss bei seinem schlechten Französisch, als entlaufener Jesuit, denen die Büro-Arbeiten schmeissen. Armer Bruder! Solange er Jesuit werden konnte, da wurde er frei gestellt und als er feststellte, dass es zwei ver-

 -schiedene Sorten Schuhe gab, da war es aus mit der Freistellung. 

Das Leben ist etwas komisches, doch das wirst Du zur Genüge noch feststellen können, und eines ist sicher, Wissenschaftler brauchen diese Militaristen und vor diesen gaben diese Kommiss-Köpfe einen Heidenrespekt und striezen dieselben deshalb doppelt. Die Analyse von all dem ist. Liebe Roby! Wenn Du Studien machen willst, so beeile Dich, so schnell wie möglich irgendeine Schule zu besuchen und zu absolvieren, welche Schule ist gleich, denn im späteren Leben, da hilft nur der klare Menschenverstand, Praxis und Umgang mit Menschen. Es gibt welche, die bringens weit auf die Welt und andere die lernen es nie. 

Glaube ja nicht, dass jemand mit Mittelschulkenntnissen und Hochschulkenntnissen, dass der etwas kennt. Dies alles ist Vorbildung, welche unbedingt notwendig ist und aufbauend auf dieser Basis, da kann man reifen.

Nun Liebe Elly! Unsere Sorgen! Glühbirnen 110 V. Lass den ganzen Plunder zu Hause, wenn auch die Glühbirnen hier schlecht sind, so sind wir doch noch Matz um für Glühbirnen zu sorgen. Mit 220 V Birnen ist schon für nichts zu machen. Wir gehen dann wie alle hierigen mit den Hühnern schlafen. Alle Brasilianer gehen nämlich bei Anbruch der Dunkelheit auf die Stange, nur nicht in Monlevade, da kostet der Beteiligungsstrom nämlich nichts und deshalb krähen auch zu jeder Nachtstunde die Hähne, ein Zustand, welcher manchmal zur Verzweiflung bringen kann! Aufstehen! Die Hähne krähen, dann ist es  

Die weiteren Ausführungen von Brief Nr. 68/ Es fehlen zwei in der Reihe, erzählen von einer Ummeldung nach Schifflingen. Ich weiss nicht, wie dies sich entwickelt, denn wie mir bekannt, müssen Ansässige in Luxemburg zwecks Regelung der Papiere für brasilianische Einreise, nach Antwerpen zum Konsul. Bitte Erkundigungen einziehen. 

Herr René Wagner hat die von mir nach Hostenbach gesandten Papiere auch zu doppelt nach Luxemburg bekommen.

Was liegt dann näher, als Einschiffung in Antwerpen. Ist dann noch Carnet de passage für Grenzübergang notwendig?

Wegen Heuwert lass dir kein graues Haar wachsen, denn wir werden diese jungen Leute auch hier in Monlevade kennen lernen und Pullover habe ich drei und die Freude gerade diesen Pullover von Dir persönlich zu bekommen wird besonders gross sein.

Bei der Bac-Feier möchte ich dabei sein.

Letzter Besuch von Cléo und Hubert in Hostenbach, doch wenn die Papiere in Antwerpen besorgt werden müssen, dann werden Cléo und Hubert auch dabei sein, was meiner Ansicht gar nicht zu übel wäre.

Über die Auslagen in Rio mache Dir keine Sorgen und ich habe bereits hierüber nähere Erläuterungen gegeben.

Liebe Elly! Ich schliesse nun mit einem dicken Kuss für heute, dasselbe für Bomi u. Roby.

Alles gute wünscht 

Emile