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Monlevade, den 17. Juli 1954

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Liebe Elly, Bomi und Roby !

Recht herzlichen Dank, liebe Elly, für den langen Bericht von der Pilgerfahrt nach Kevelar(?). Auch die Karte mit dem Marienbild habe ich bekommen. Zwei Zeitschriften-packete und zwar drei. Daheim(?) und ein Daheim(?) mit der Frankfurter Illustrierten. Alles sind grosse Aufmerksamkeiten, welche die Gedanken wieder in die traute Ecke zurück führen und grosse Freude auslösen.

Wie gern hätte ich erfahren ob Roby Erfolg gehabt hat, oder Pech. Da ich bis jetzt zum 17. keine Mitteilung erhalten habe, so nehme ich das Locker an. Roby hat trotzdem seine Pflicht erfüllt und es ist kein Grund vorhanden den Kopf hängen zu lassen. Es ist noch nicht so lange her, da hat die Jugend Jahre verloren durch Krieg und viele haben die Eltern nicht mehr wieder-gesehen. Liebe Elly! Denke zurück an Deinen Herren Pappa! Lasse den Kopf nicht hängen auch bei einem kleinen Misserfolg. Der Krieg hat uns ja auch schwer zugesetzt, doch wir über vieles hinweg gekommen. 

Mit meiner Gesundheit geht es gut. Mein Bein hat sich wesentlich gebessert. Die Verhärtungen sind wohl noch vorhanden, doch spüre ich hier keine Beschwerden. Was mich stärker beunruhigte, war die alte Warze welche durch starke Beschäftigung wieder Flüssigkeit [...]derte. Nach etwa gemässigem Tempo hat sich jedoch alles wieder vermerkt. Dennoch vermute ich , dass wir fande dieses Leiden nie ganz los werden.

Was die Entwicklung hier in Monlevade betrifft, so

 

So krankt hier alles an der Trockenheit. Seit 2 Jahren hat es hier wenig geregnet, Ich bin doch bereits 1 ½ Monate hier und bis jetzt kein Tropfen Regen. Wir walzen noch keine vier Tage in der Woche und wenn wir Wasser genug im Stauwerk haben, dann fehlt Wasser zum Kühlen der Walzen. Dasselbe Verhalten hatten wir in Hostenbach, was das Kühlwasser betrifft, doch wie einfach war es dort den Mangel zu begeben. Hier haben wir jetzt dasselbe gemacht. Wir fangen das Kühlwasser vom Walzwerk auf und geben dasselbe wieder in den Kreislauf zurück. Zu Hause war dies kaum beschlossen und schon begann die Ausführung. Fehlte irgend etwas, Kohle, Pumpe etc, so genügte ein Anruf und die Freunde in Burbach besorgten alles. Hier in Brasilien ist der Weg weit. Dennoch wird es jetzt ausgeführt, aber es galt darum, viele für diesen Gedanken zu gewinnen!

Aber jetzt! Erdarbeiten auszuführen, darin sind die Brasilianer ganz gross, doch keine Rohre, keine Reservepumpe, so ein Jammer. Dabei wurden Feste gefeiert, welche Millionen verschlangen. Hierüber später mündlich.

Herrn Hurt(?) habe ich jetzt verschiedene Male getroffen. Die Schnapsfabrik wird nächsten Monat 12000 l produzieren. Das Geschäft ist in bester Entwicklung. Die Frau Hurt(?) wird noch einmal von sich reden lassen.

Alle haben nur den einen Gedanken im Kopf, wie kann sich ein Geschäftchen machen, denn viel Vertrauen in die brasilianische Währung liegt nicht vor. 

Nur Dein Emile kennt von solchen Dingen nichts. Es ist auch gut so, denn ich bin ja auch kein biseness-man, ich bin ja nur “Dein Bub”.

 

Wie Du gewünscht hast, füge ich heute eine Karte von Monlevade bei und eine Karte der Kirche. Das Leben hier ist schwer für eine Hausfrau, da nur drei Geschäfte und eine Molkerei vorhanden sind. Ein Bäckerladen, ein Metzgerladen und ein Kontar mit allem nur Erdenklichen. Das schwierigste Problem ist der Metzger. So etwas kann man nicht schildern. Die Leute kommen, das Fleisch in einer Schnur hängend, über die Strasse. Von Hygiene keine Spur. Es ist dies der Punkt, wo ich nicht darüber hinweg komme. Ein Blick in diesen Fleischladen und man muss sich überwinden, um noch ein Stück Fleisch anzurühren. Mein Spinnen und Trachten wird weniger darauf gerichtet sein im Walzwerk eine grosse Entwicklung herbei zu führen, dies ist mir heute zur Selbstverständlichkeit geworden. Ich werde jede Gelegenheit wahrnehmen, um alle Verantwortlichen auf den armseligen Zustand dieser Fleischerei hin zu weisen. Jeder kennt diese Armut, doch den Brasilianern ist dies eine Selbstverständlichkeit und die Europäer gewöhnen sich daran.

Die zweite grosse Plage für die Hausfrau ist die Sinter-Anlage. Es ist dies eine wahre Sinter-Anlage, denn 92 to Erz fliegen in 24jz in der Landschaft und die herrschaftlichen Villen liegen in nächster Nähe. So etwas ist nicht zu beschreiben. Dabei liegen in der Ecke Klubhaus (ein Begriff der Fertigstellung) Piscine, Tennisplätze, kurzum eine herrliche Anlage, doch viel, viel Staub.

Wenn Du Monlevade mit 17000 Einwohnern auf einer Karte nicht findest, so hat dies folgenden Grund. Die Ortschaft wird von der Behörde nicht registriert, da alles in den Händen der Belgo-Mineira liegt. Keine Gemeinde, keine Polizei auch kein Gemeinderat mit 

Bürgermeister. Alles liegt in den Händen der Direktion mit Hauptsitz in Belo-Horizonte. Kein Haus ist in Privat-Besitz, alles gehört der Gesellschaft und dieselbe ist jetzt in grosser Sorge, da der Minimallohn auf 2000 Cr fest-gelegt wurde. Hier arbeiten Leute, welche im Monat noch keine 1000 Cr verdienen und das ist nur möglich, da die Leute in der Hauptsache von Reis und Bohnen leben. Selbst im Kasino ist auf jedem Tisch, Mittags und Abends, neben Entré, Hauptgang, Dessert und Kaffee eine Schüssel mit Reis und Bohnen. Dies darf nicht fehlen.

Der Urwald liegt ~100 km von Monlevade weg. Eine Schlange oder sonstiges Getier habe ich noch nicht gesehen. Viele sind in demselben Fall wie ich, welche schon länger hier sind. Andere jedoch haben solches Getier, wie Skorpionen, Schlangen, Korabotten (Zecken), Bicho de Pé etc schon öfters gesehen.

Mich hat bis jetzt nur ein Staubkörnchen im linken Auge und eine Erkältung mit Schnupfen geplagt. Morgens und Abends ist es jetzt kühl, während am Tage ab 10:00 Uhr die Sonne brennt. Ich laufe den ganzen Tag mit Unterhemd und Pullover zu sogar einer langen Unterhose daher. Mit Rock habe ich auch nicht zu warm gehabt. Aber oh weh! Es soll um die Monate Dezember Januar, wo bei uns Schnee liegt hier eine erdrückende schwüle Hitze sein. Im Tal liegt morgens jetzt bis 10:00 Uhr der Nebel und man kann nicht behaupten, dass das Klima gesund ist.

Ich schliesse für heute und sende schöne Grüsse mit Küssen an Euch allen, besonders an Dich liebe Elly.

Wenn Roby geschlagen sein soll, so tröste Ihn und ich lasse mir den Reinfall nicht zur Bremsklotz

Werden. Ich kenne die Frage Examen und weiss, dass hier eine grosse Dosis Zufall oder nennen wir es Glück mitspielt. Roby hat nun einmal den Entschluss gefasst, der Technik zu dienen oder hat sich hier etwas geändert?

Nun ich warte auf Deine Mitteilung liebe Elly und verliere Deinen Holz nicht. Köpfchen hoch und weiter auf das Ziel hinaus, was wir nun ge[...]ockt haben.

“Ein stolzes, schönes Haus in Wadgassen d.h. Schaffhausen, auf dem Schulzhaufen.”

Roby wird es eines Tages übernehmen als geborener Saarbrückener Junge.

Wenn ich noch nicht an eine andere Adresse geschrieben habe, so gebe ich Dir hiermit die Erklärung: Du kennst mich genau und dass ich nicht himmelhoch jauchze und etwas schreibe, was nicht in mein Gemüt passt. Wenn ich schreibe, dann ehrlich so wie ich dies erkenne und um dies zu erfüllen, dazu bin ich auch nicht warm.

Noch einmal herzlichen Gruss und Küsse für Dich Bomi und Roby. Mein Wunsch ist, dass Ihr einen Ferien-Urlaub zusammen verbringt und Roby soll mich vertreten und seiner Mutter Kavalier sein, dann wird Roby die schwere Zeit des Studierens schnell überwunden haben.

Schönen Grus an Marga!

Demuth

P.S. Da! So weit bin ich schon. Ich wollte mit Emile unterschreiben, doch der Papierkram ist hier so gross, dass Macht der Gewohnheit ein anderes Ei zum Vorschein kam. Jede Bestellung, jeder Eingang ist mit 12 Durchschlägen d.h. 12 x zu signieren.

Au Weih.