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Monlevade, den 10. Februar 1955

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Liebe Elly! Liebe Bomi! Lieber Roby!

Seit einigen Tagen wartete ich auf diesen Brief d.h. Brief Nr 42, welcher heute eintrudelte. Früher schreiben habe ich unterlassen, da ich eine Reaktion auf meinen Brief über Ankauf eines Autos abwarten wollte.

Ich möchte demnach auf diese Frage heute genauer eingehen.

In dem hügeligen Gelände von Monlevade und dazu schlecht gepflasterte Strassen, weite Entfernung der Kirche, grosse Entfernung von der Wohnung zum Einkauf etc. da ist es sinnvoll einen Wagen zu besitzen. Mir persönlich wird dieser Wagen weniger dienen, da ich immer eine Möglichkeit finde um zum Werk zu gelangen.

Ich kann nur das Mitbringen eines Vehikels empfehlen und dabei habe ich an folgendes gedacht.

Zur Einfuhr muss man 6 Monate Besitzer des Wagens sein. Abfahrt Lavoisier 3. September. dies reicht noch gerade. Wenn Ihr früher die Reise antreten möchtet, dann ist das für den Ankauf jetzt schon zu spät.

Beim Eintreffen dieses Briefes fährst du nach Luxemburg, liebe Elly! Kauft einen Wagen “Chevrolet” oder sonst einen ordentlichen Karren. Nic Flammang wird Dir bestimmt hierbei zu Rate stehen. Du meldest dich in Schifflingen an. Die Reise geht dann von Antwerpen aus. Papiere etc, ebenfalls von dort. Onkel Hubert wird Dir helfen alles erledigen.

Liebe Elly! Wenn du demnach an den Ankauf eines

Wagens denkst, dann nicht gezögert, sonst zu spät. Man muss 6 Monate Besitzer sein, sonst ist die Einfuhr unmöglich. Papiere vom Konsul abgestempelt und alle anderen Formalitäten bitte sofort erledigen d.h. Papiere des Wagens umschreiben lassen. Nic Flammang wird bestimmt wissen, welche Formalitäten zu erfüllen sind.

 in Brasilien ist der Ankauf eines Wagens sehr schwer und da im Lande keine Wagen hergestellt werden, so ist die Forderung für gebrauchte Wagen unheimlich. Wenn wir warten wollen bis das Volkswagenwerk in Sao Paulo liefert, dann haben wir Brasilien längst wieder den Rücken gezeigt.

Liebe Elly! ich überlasse Dir jetzt die Freiheit zu handeln. Wenn Du haben willst, dass Monlevade dir nicht in kurzer Zeit sauer aufstösst, dann kaufe einen Wagen, der schönste Wagen ist für Monlevade gerade richtig.

Lieber im September mit Wagen, wie Juli ohne. Das will nicht heissen, dass ich mich nicht nach meiner Familie sehne, im Gegenteil! Doch ich kenne das Theater, welches die Damen aus den “Villas dos Engenheiros” fast jeden Tag haben, wenn schwer bepackt, die Suche nach einer Heimfahrt los geht.

In Burbach war die Frage Auto schon ein Problem und hier ist dies noch viel, viel schwieriger.

Hubert kann vielleicht den Wagen mit Dir, Bomi und Roby nach Antwerpen bringen. Einige Tage in Schifflingen, dann Brüssel werden vor der grossen Reise nach der vielen Arbeit bestimmt eine Erholung sein.

Doch jetzt zu deinem Briefe Nr 42.

 Ein regelrechtes Buch und so viele Neuigkeiten. Es machte

Mir eine riesige Freude denselben zu lesen. Herzlichen Dank liebe Elly. auch herzlichen Dank für die lieben Zeilen von Bomi und Roby.

Das Hochwasser hat also doch schweres Unheil angerichtet und wie Recht hatte ich gehabt, als ich damals vor hatte, die alte saugstation in Reserve wieder ins Leben zu rufen und es wäre nach dieser Lehre erst recht notwendig, dieses Vorhaben auszuführen.

der Stossofen(?) der Feinst. in Hostenbach in Betrieb. Die Erstellung dieses Ofens muss eine harte Nuss gewesen sein und so manches wurde und wird noch auf meinen Bückel abgelagert. Was werden die mich mit meinem Erwert in die tiefste Tiefe gewünscht haben. Die Erstellung war kein leichtes Stück Arbeit und hoffentlich bringt es auch den gedachten Erfolg. Bei uns hat es auch trostlos ausgesehen und kaum dachten wir, jetzt ist diese Phase vorbei und schon sitzen wir wieder daneben. Ich habe die Geschichte das Erdrutsches bereits mitgeteilt. Der Schaden ist noch nicht behoben! Schon ist wieder eine Lok den Berg hinunter und eine Diesel Lok mit einer Dampf Lok sind aufeinander gepfeffert. Die Öl-Zufuhr, welche wieder spärlich eingesetzt hatte ist jetzt wieder unterbrochen, die S19 Öfen haben kein Öl, verpulvern das ganze Hochofengas und wir im Walzwerk gucken in den Mond oder in das “Croix du Sud”. eine Öl-Reserve für wenigstens einen Monat müsste vorhanden sein. Dieser Zustand wiederholt sich hier jedes Jahr, das Walzwerk steht dann Tage, Wochen je nach Regenperiode. Es wird dann viel geplant dieses oder jenes projektiert und ist die Periode vorbei, dann ist auch Planung, Projekt etc auf echt brasilianisch vorbei.

Der Betonklotz wurde von der Sach unterspült. Naturkatastrophe! Oh nein! Ich höre ganz deutlich, wie die Behauptung fällt: “Dé Bleck den huet denen net op d’Fangere gekuckt!” Der Block war nicht tief genug angelegt, der Röchling hat am Zement gespart. Ich wollte doch Deinen Brief und viele Fragen beantworten und schon bin ich wieder in Hostenbach.

1) Strümpfe: Mit zwei Paar Strümpfen Hause ich jetzt schon 8 Monate und Loch ist noch keiner zu sehen. 2) Nylon-TischdeckenGibt es wahrscheinlich hier, da ich eine solche bei Familie Engel gesehen. 3) Gardinen aus Nylon: hier werden keine Gardinen aufgehängt. Es gibt sogar viele Häuser, welche nicht einmal Fensterrahmen geschweige denn Fenster haben. Von Gerlinde, da geht hier keine Rede. Licht, Luft, Sonne, letztere sogar etwas zuviel und Tierchen genannt “bichons” gesprochen “Buschus”. 4) “Volkswagenwerk”: Wenn Brasilien Devisen hat um die Teile, welche das Land nicht herstellen kann einzuführen Punkt Brasilien hat keine Devisen, also hat dieses Unternehmen vorerst ein grosses “?”. 5) Feste, Alkohol, Gesang: Monlevade feiert das ganze Jahr Feste am laufenden Band und der Höhepunkt ist Karnaval [carnaval]. Vorfeste zum Einstudieren der Karnaval-Lieder dann 4 Tage Karnaval [carnaval] 19. 20. 21. und 22. und dann singt ganz Brasilien ohne Unterbrechung. Wenn alles andere so in Ordnung wäre, wie dies vom Karneval [carnaval] berichtet wird, so wäre Brasilien das Land, wo Milch und Honig fliesst, doch dem ist nicht so. Die Leute verdienen kaum um das Leben zu fristen und heute führen die offen Leute geschlossen Beschwerde, dass mit

dem Verdienst die Familie nicht mehr leben könnte. Diese Beschwerde einer Delegation habe ich heute weitergeleitet an die Direktion. Die Tonnen muss ich mir zusammenstehlen, dazu ein Personal 350er 650er Str. zum Verzweifeln. Breich, Schrott. Falta de agua! Falta de oleo! Kühlwasser mit Schlamm und dicken Fischen.

Liebe Elly! Dabei vergeht einem die Lust zum Singen und wenn man den Ärger noch trinken würde, dann würde ich nicht mehr nüchtern.

Wenn ich nun die Ohren hängen liesse, dann wäre das Leben für meine Umwelt eine Qual. Hier muss jeder Stein mühsam auf Stein gesetzt werden und jeder Stein wird lange getätschelt, damit der auch sitzen bleibt. In diesem Babel aller Nationen, bei diesem Klima, da muss man Nerven haben so dick, wie ein Arm, aber oben, nicht unten und dann fragst Du mich nach meinem Alkoholgenuss und meinem Gesang? Ja ich habe einen ordentlichen in der Theke gehabt, als Roby seinen 1. Bach. bestanden hatte und ich habe bei Grossherzogin Geburtstag nachdem Absingen der Dicksiana von allen Anwesenden Dir zu Ehren das Lied vum “Liss” gesungen.

 Meinen Gesang kann ich hier nicht anbringen und höre weshalb. Die Gesellschaft ist gemischt. Brasilianer und alle Nationen sind vertreten. Brasilianische Lieder kenne ich nicht, auch keine französische und deutsche Lieder singen, oder luxemburgische Weisen, nein! Du siehst also, dass auch ohne mein Versprechen der Mund wie ein Schraubstock zu bleibt.

Meine Ausführungen sind ein Epistel geworden auch etwas gehässig, doch liebe Elly, nicht böse sein. 6)meine Anzüge sind gepflegt. Ich kann dies jedoch nicht

So gut, wie Du und wenn Du einmal hier in Monlevade bist, so kannst Du vieles nachholen. Bis dorthin wird meine Garde-Robe noch hinhalten.

7) Vielleicht bekommen wir beide Roby und ich dann auch einen Smoking. Für die Schiffreise genügt Roby der blaue Anzug. Herr Engel hatte auch immer den blauen Anzug an und derselbe hatte eine hellere Tönung, wie derjenige von Roby, denn so hoch nobel geht es nun doch nicht zu. 8)Unterwäsche brauche ich keine. Ich ziehe die gelochten Höschen mit Gummizug an und das ist schon zu viel. Die hierige Montur ist eine leichte Hose im Gürtel getragen und Hemd mit zwei Taschen auf der Brust. Vielleicht noch ein Hut aber selten. Da ich meine Habseligkeiten nicht unterbringen, so schleppe ich noch einen Rock mit. Ich bin eben noch kein hieriger und es wird noch eine Zeit dauern, bis ich das Schlüsselbund am Gürtel baumelnd in der Landschaft herum pilgere.

9) Neuen Regenschirm mit Stick kannst du mitbringen und wenn möglich neu überzogen und Überzug hauchdünn, damit der beugel auch in die Hülle passt.

10)  Die Kinder der Familie Seeburger können 15 der Junge und 16 das Mädel alt sein.

11) Die B.M. [Belgo Mineira] setzt keine Wagen ab. Wenn Du die Schieder von Wagen der B.M. [Belgo Mineira] hierin monlevade sehen würdest, dann würdest Du sagen. Nein! So etwas kaufe ich nicht und dabei sind dies so wertvolle Objekte, dass die B.M. [Belgo Mineira] nicht daran denkt einen Austausch vorzunehmen. neue Wagen sind einfach nicht zu haben. Der neue Chevrolet 1954 wird in Sao Paulo mit 700000 Cr

Gehandelt und dies hat folgenden Grund. Erstens kommen keine Einfuhrgenehmigungen und zweitens wird der Dollarpreis mit 150 Cr plus Aufschlag für seltene Ware eingehandelt.

12) Die Lumière scheint der gleiche Typ Schiff zu sein, wie der Lavoisier, doch wie bereits im Anfang meines Briefes geschildert hängt dies von Deinem freien Entschluss ab. Wenn Du einen Mercedes-Benz Diesel mitbringen willst, so 6 Monate Besitzer Nachweis, mit 5 Monaten geht es nicht und wenn Du kein Auto mitbringen möchtest, dann bringe den Barry mit. Die Reise wird jedoch für den Barry etwas hart, denn er ist Freiheit gewöhnt und auf dem Schiff sitzt er in einem Käfig. Attest von einem Veterinär auf Gesundheitszustand notwendig. Im Kasino sind auch zwei Barry’s und wenn ich die Tiere sehe, dann denke ich immer an meine Pantoffeln. Mit dem dicken Fell sind die Tiere jedoch bei der Sommerhitze zu bedauern und es tut einem leid, wenn man sieht, wie die kühle Ecken ausgesucht werden, hinzu kommt noch die Ungezieferplage, Flöhe, Zecken und Maden im Fleisch. Eine Mücke fliegt über die Tiere das ist gleich, ob Kühe, Schweine oder Hunde und lässt Eier fallen auf das Fell der Tiere. Die ausgeschlüpfte Made frisst sich in das Fell der Tiere und man muss nach Feststellung des Übels die Made aus dem Fell pressen. Diese Erscheinung findet man bei Tieren, welche viel im Freien laufen.

13) Die Monlevaderpflanzen mit wenigen Ausnahmen sehr wenig in ihren Garten, da das Klima viel Arbeit nicht zulässt. Der Boden ist schlecht und viele wissen

nicht was Gartenarbeit ist. Ich war immer der Ansicht, dass Brasilien das Land der Blumen wäre, doch es gibt kaum eine Ecke, so so wenig Blumen zu sehen sind, die gerade hier in Minas. Durch die Trockenheit kann ein Garten nur durch Berieselung etwas bringen und ich wagte einmal Paulo von Gonzaga zu befragen siegen auf Pflanzung von Gemüse und erhielt folgende Antwort: “Wir Pflanzen kein Gemüse, das was wir Brasilianer am Gemüse brauchen, das wächst in freier Natur und zwar wild.” Was sagste nu!

Mir ist das klar: Reis, Bohnen und wenn Geld da ist Fleisch.

14) Portugiesisch kann ich noch genauso viel, wie bei meiner Abreise. Lesen, verstehen, aber Gesprochenes verstehen, das ist für mich noch ein grosses Rätsel. Alle behaupten, dies käme auf einmal, doch ich bezweifle dies, denn mir fehlt noch jeder Schimmer.

 

Nachdem  ich nun so ziemlich alle Fragen nach bestem Können beantwortet habe, so möchte ich Dir noch mitteilen, dass ich gesund und munter bin. Liebe Elly! wenn es auch manchmal oben kribelt, so sage ich mir immer: “Es hat keinen Zweck zu hadern. Wenn man ausgerechnet mich gefunden hat, mit der Bestimmung Monlevade, so geschah dies mit einer bestimmten Absicht und ich erkenne eine Pflicht. Meiner Familie dienen! d.h. Die mir zugedachten Probleme lösen und allen, zunächst näher Stehenden (Walzwerk) und der ganzen Innung ob Brasilianer oder internationale, in ihren vorzustehen.Wenn ich sechs Jahre hier gewirkt habe, dann soll keiner sagen: “Es war nur ein Halber!”

Die Unzufriedenheit war bei allen Beamten wegen Verteuerung der Lebenshaltung gross und ich habe Herrn Scharlé unumwunden hierüber meine Meinung geäussert. Am Samstag gab es die Gehälter mit einer allgemeinen auf Besserung. Ich wurde nicht zur Festlegung zu Rate gezogen. Nach meiner Auffassung hätte die Anpassung besser ausfallen können, besonders für die niedrigeren Posten besonders Brasilianer, doch warten wir die Entwicklung ab. Die allgemeine Stimmung hat sich verbessert und über meine Aufbesserung wirst Du Aufschluss bekommen, wenn Du als Finanzminister wirken musst und nach dem ich nach Abrechnung meine Entlastung bekommen habe. (Feste, Alkoholgenuss, Gesang, etc) du verstehst ja auch noch ein wenig Spass und als solcher ist die Klammer gedacht.

Herr und Frau Heuwert werden im nächsten Monat per Flugzeug nach Europa kommen. Kinderloses Ehepaar. Beide werden Euch auch in Hostenbach besuchen. Herr Heuwert leitet die Fabrik der geschweissten Rohre (wir sagen “Macaroni”) und ist ein Künstler im Klavierspiel, ein grosses musikalisches Talent. Seine Frau, ein zierliches Fräuchen (Püpchen) wie eine Tanne, doch mit beiden Füssen fest auf dem Boden. Hier kannst Du richtigen Aufschluss über Brasilien und Monlevade bekommen. Lasse Dir das Herz jedoch nicht in die Schuhe fallen, denn die besten Erfahrungen sind die, welche man selbst macht.

Es ist spät geworden und schliesse nun meine Ausführungen mit einem dicken Kuss für meine Elly.

Küsse für Bomi und Roby sowie einen schönen Gruss für Marga.

Emile