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Monlevade, den 1. März 1955

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Liebe Elly! Liebe Bomi! Lieber Roby!

Seit meiner Ankunft hier in Monlevade gab es dauernde Regelung in Lohnangelegenheiten.Ich habe doch wenig davon verstanden, da diese Angelegenheit mich zuerst wenig reizte,Und herr Meyers hatte diese heiklen Situationen zu klären. In einem war es mir jedoch einig: ”Eine bestehende Prämie schafft man ohne triftige Gründe nicht ab.”

Die Entwicklung war folgende: “Ein Salario minimum von Präsident Vargas versprochen, ob trotz starker Gegenströmung nicht dennoch das Versprechen Vargas sich erfüllen würde.”

 es war ein Zögern ohne Ende und kein Bericht wollte offen zugeben, dass die Anzahlung von 2000 Cr als Minimal-Lohn erfüllt werden kann es gibt auch heute noch Betriebe, welche diesen Salario.Minimum nicht bezahlen können, denn mit dieser Förderung muss das Unternehmen schliessen, da dann mit Verlust gearbeitet wird. Die C.S.B.M. [Belgo Mineira] Ging deshalb zögern vor und hoch die Löhne gleichmässig in allen Stufen ohne jedoch den S.M. zu errichte.

Man wollte wieder gleichmässig heben und da protestierte ich: “Wenn diese Gleichmässigkeit wieder durchgeführt wird, so bleibt für die Verantwortung und für die Fachleute kaum Spanne mehr gegenüber dem ungelernten Arbeiter, dies bitte unter allen Umständen vermeiden.” 

Mein Vorschlag wurde angenommen, doch leider das

seit zwei Monaten von Herrn Meyers für das Walzwerk vorgeschlagene und angenommene Prämiensystem über den Haufen geworfen.

Besuch von Herrn Konsbruck und ich habe wieder protestiert und zwar gegen das von Herrn Scharlé angesetzte Prämiensystem und dabei die Vorzüge unserer Prämienfestlegung hervorgehoben.

Die Angleichung an Salario-Minimum rückte immer näher und noch war nichts geschehen. 

Bin in 8 Tagen wurde dann für das ganze Werk durch Herrn Engel und mich die Einleitung aller Posten in verschiedene Lohnstufen vorgenommen und dies im Einvernehmen mit den einzelnen Berichtsheft der fremden Abteilungen. 

diese Entwicklung mit Akkord max 25% von Herrn Scharlé war ohne Zweifel gut, wenn nicht die steile Kurve in der Verteuerung der Lebenshaltung in Folge des Salario-Minimums eingetreten wäre.

 Liebe Elly! Wir haben diese Erscheinung ja öfters mitgemacht, das auf jede Lohnerhöhung die Preise im doppelten Verhältnis zur Lohnsteigerung emporschnellten.So war es auch genau hier in Brasilien.

Es hat lange gedauert bis der Arbeiter dies erkannt hatte und die Umlust zur Arbeit, sowie die Reklamationen von Seiten der Arbeiter schafft aus sämtlichen Abteilungen rissen nicht ab.

Vor 3 Monaten beim Besuch von Herrn Scharlé und Herren Hein hatte ich meine Vorschläge, auf neuere Prämiensystem nach ARBED kopiert und auf hierige Verhältnisse angepasst, unterbreitet und heute kam die Anweisung ab 1. März nach diesem Vorschlag zu verrechnen.

Es war eine harte Nuss, doch ich nehme an, dass es jetzt zu einer Wendung kommt.

Viele behaupten: “Der hierige Arbeiter arbeitet nur so viel, dass es gerade zum Leben und für etwas “Caschasse” [cachaça] Zuckerrohrschnaps reicht.” Diese Tatsache mag für das innere zu treffen, doch ich bin fest davon überzeugt, nicht für Monlevade.

Die Zukunft wird zeigen, ob ich Recht habe, doch dann wird es höchste Zeit, dass auch für andere Abteilungen das ARBED Prämiensystem ausgearbeitet wird.

Eine lange Epistel, liebe Elly! Um zu sagen, dass heute mein Wunsch auf ein anständiges Prämiensystem im Walzwerk Monlevade in Erfüllung ging. Ich war mässig in Forderung für die Arbeiter, doch die doppelte Prämie wird immer als Resultat erzielt werden, vielleicht auch mehr, bei Senkung der Gesamtselbstkosten.

Du denkst! So ein Gefasel! Ich habe andere Sorgen! Auto! Gartenarbeit! Koks! Umzug! Kisten! Etc.

Du hast bestimmt damit recht und ich möchte hier bei den Spruch wiederholen, schon oft gebraucht: “Hate mir dat notwendeg.” War es in Hostenbach denn nicht genauso? Wie schwer war dort der Anfang und wie dünn der Verdienst für Arbeiter und Beamten und erst nach viele Arbeit, manchmal nur Kleinigkeiten, schnellte die Leistung hoch und der Verdienst wurde nach und nach besser. Mit Kleinigkeiten kann man manchmal einen Streik verhindern, welcher für beide Teile, schwere Folgen haben kann.

Wenn ein Arbeiter Leistung vollbringt, dann soll er so viel verdienen, dass die Familie anständig leben kann und das auch in Brasilien.

Hier fehlen noch viele Häuser. Es fehlt an Geschäften, welche die Konkurrenz spielen lassen und es fehlt der Schnee, aber dann würden keine Bananenstauden mehr wachsen, doch die Ameisen, Plage Brasiliens, würden bald eingehen.

Eigentlich sollte dieser Brief einer Fortsetzung von dem vorhergehenden sein und noch bin ich am faseln.

Dr Alberto alias Albert Heinen 1922 nach Brasilien gekommen könnte heute General-Direktor bei der CSBM [Belgo Mineira] sein. Zwei Jahre älter wie ich, scheint die Sonne Brasiliens doch starke Einwirkung auf Albert Schultern gelegt zu haben, doch geistig rege und frisch, verfolgte ich mit Spannung alle Schilderungen seiner und seiner Familie Erlebnisse.

Nach kurzer Laufbahn als junger Hochofenassistent in Sabara verliess er nach einem Krach mit dem damaligen Direktor Delville, die CSBM [Belgo Mineira] und baute in Colonel Fabriciano Hochöfen, von dort ging es nach Sao Paulo, wo ein grosses Werk errichtet werden sollte. Stahlwerk war vorhanden und wurde von einem Herrn Soisson geleitet. (Brüder von Physik-Professor in Münster). Heirat in Europa mit einziger Tochter aus Goldwarenladen neben Grosch Grosstrasse, Krieg! Arbeit bei Firma “Préparation industrielle des combustibles” in Fontainebleau. Als Fazendero [Fazendeiro] 1947 wieder in Brasilien. Heute mit Frau und vier alten Mädchen auf der Zuckerfabrik 4 km von Gonvernador-Valadares [Governador Valadares] am Rio Dosse [Rio Doce] in der Wildnis. das Mädchen wurde in Frankreich geboren. Die Zuckerrohrplantagen am Rio Dosse [Rio Doce] mit tausenden von ha Land und die Zuckerfabrik stehen unter seiner Aufsicht d.h. Hunderte von Arbeitern aller Nationen, meist Schwarze oder Mischlinge sind

die tägliche Umgebung. Was muss die eine Freude sein in solcher Wildnis zu hausen? Paulo von Gonzaga hat im Beisein von Herrn Loutsch gebeten, wir möchten bei nächster Gelegenheit die Dona de Dr Alberto doch einmal nach Monlevade einladen, auf der Aencareira(?), da wäre es doch so einsam.

Herrn Heinen tat es leid, dass er seine Frau und Tochter nicht mitgebracht hatte zum Monlevade Fasching, doch wir trösteten uns gegenseitig und ich musste ihm versprechen, dass wir ihn einmal besuchen, doch ob dies noch in diesem Jahr der Fall sein könnte, das konnte ich nicht zu sagen.

Herr Scharlé und Albert sind Konsemester und seit seines Wirkens auf der Zuckerfabrik, würde in diesem Jahr der erste Gewinn erzielt.

Der Vorgänger von Heinen hat nur mit hohen Verlusten gearbeitet, doch hat er seinen Posten verlassen als steinreicher Mann, weil er nur in seine Tasche hinein arbeitete. Es ist dies eine allgemeine Erscheinung hier in Brasilien, dem Lande der “Aventuriers” um nicht zu sagen Gangster.

Der Familienklüngel ist sehr sehr gross und man kann nicht vorsichtig genug sein, da man nie weiss, welcher Anhang vorliegt.

Liebe Elly! ob meine Zeilen nicht zu nüchtern ausgefallen sind, das kann ich nicht beurteilen. Vielleicht freust Du Dich mit mir über einen grossen Schritt in der Weiterentwicklung meiner Pläne und möge die Schilderung über das Leben eines “Pionheiros” [Pioneiro] der B.M. [Belgo Mineira] Dir helfen die kurze Spanne Meinung zu überbrücken. Ich bin gesund und munter und lasse den Kopf nicht hängen. Einen dicken Kuss für Dich! Bomi und Roby!

Emile