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Monlevade, den 16. August 1954

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Liebe Elly! Liebe Bomi! Lieber Roby!

 

Herzlichen Dank für die lieben Briefe Nr 14 und 15. Leider enthält der Brief Nummer 15 die traurige Nachricht von dem Abscheiden unseres Herrn Direktor Chomé aus diesem Leben.  Liebe Elly! Du hast recht, wir wollen ein Vater Unser beten und Gott bitten, dass Frau Chomé Trost finde und vor weiteren Schlägen bewahrt bleibe.

Das Leben ist hart und war für Familie Chomé sehr sehr hart. Geld allein macht nicht glücklich wenn es auch über viele Schwierigkeiten hinweghelfen kann.  das Glück liege in der Familie und ganz besonders in den Kindern, dann kommt die Liebe zum Mitmenschen. Jede Handlung besonders von Vorgesetzten wird schwer gewogen doch wer kann hier behaupten noch keine Fehler begangen zu haben Fehler welche so gar nicht erkannt werden kein Mensch hätte angenommen, dass Herr Chomé so krank war und nachdem Burbach wieder erstanden war hätte ich Herrn Chomé die Direktion vom Werk bis zur Pensionierung von Herzen gewünscht und noch viele Jahre Pension, denn die Kinder hätten den Vater noch dringend gebraucht.

Doch das Leben rollt weiter.

Hier ist bis jetzt noch alles ruhig geblieben. Der Salario Minimum ist mit 2000 Cr festgelegt und in Monlevade auch ausbezahlt worden.  die Aufwertung der Löhne für qualifizierte Arbeiter sollen noch erfolgen. Hoffentlich behalten wir den Burgfrieden. Im Staate Minas sind viele Werke im Streik.

wir haben jetzt auch Kühlwasser genug. Mit dem Strom

ging es  ging es vergangene Woche auch besser da wir zwei BBC  Gleichrichter der D[...]  auf 60 Perioden Fremdstrom genommen haben. Besser geht es jedoch erst dann, wenn wir Regen bekommen seit ich hier in Monlevade bin hat es noch keinen Tropfen Regen gegeben.

Liebe Elly! Alle Zeitschriften sind prompt hier eingelaufen und dieselben haben viel Freude ausgelöst

Roby hat auch geschrieben und ich sage hiermit für alles herzlichen Dank.

Der jungen Frau Ursula wünsche ich eine frohe Ferienzeit und gute Erholung, dabei möchte ich nicht versäumen für den schönen Gruss zu danken.

Marga hat ebenfalls an mich gedacht und danke herzlichst.

Lieber Roby!  jetzt geht es noch die Ferien auszu[...]iten.  bitte sorge dafür dass es zu Hause keine miese Stimmung aufkommt, denn deine Mutter darf nicht “morose” werden.

So ist nämlich hier alles in bedeutend besserem Lichte, wie im Anfang, wo ich noch fremd war. Ich fühle mich bei bester Gesundheit und ich lasse mir an nichts fehlen. Geldsorgen habe ich keine, denn hier wird alles mit Bons bezahlt. Sport treibe ich auch ein wenig. Hier wird Billard gespielt. Ein Spiel genannt “Spiniger”(?) mit 15 Kugeln fertig und einer weissen Kugel ist die schönste Freizeitbeschäftigung. Mit der weissen Kugel muss man versuchen eine der nummerierten in einen Käfig zu bringen. In der Mitte der vier Langsflächen das Billards befindet sich solch ein Käfig. gespielt wird bis 180 Schiebt(?) einer die weisse Kugel ein, so werden 50 Punkte abgezogen. Desgleichen wenn von den 15 Kugeln eine nicht  getroffen wird. es ist dies das National-Spiel der Brasilianer und hier sind alle mit Begeisterung dabei.

Hat eine Partei 180 erreicht, so zieht jemand diese Partei

eine Nr aus einem Säckchen. Diese Nr bleibt geheim und dann wird versucht bis 200 zu kommen.  genau 200 und das ist das schwierigste da dann nur noch eine resp. zwei bestimmte Kugeln von 15 in die Vertiefungen gestossen werden dürfen. Wenn dann über 200 gezogen wird, eingespielt wird oder die weisse Kugel umläuft, dann ist die Begeisterung bei den Brasilianern sehr gross. Grosses Halloh, genau wie bei kleinen Kindern und zu dieser Kaste zähle ich mich jetzt auch bis die Mamma, Du und Bomi hier in Monevade sind, dann bin ich wieder der gestrenge Herr Pappa und Familien-Vater.

Liebe Elly! Mache dir keine Sorgen. Wenn auf der Dollar viel Cr. kostet, so werden wir denn noch  zurecht kommen.

Herr Meyers fährt am 12. Sept. nach Luxemburg. Irgendetwas abkaufen konnte ich nicht denn nach 16 Jahren Dienst vier Kinder mir zur Antwort gegeben wurde:

“Ech hu mech net ageriecht! Ech hunn neischt.”

Damit war ich diese Sorgen los!

Herr Meyers hat jetzt erst seine Möbel gekauft, doch lässt er den ganzen Kram in Belo Horizonte stehen, fährt nach Luxemburg und wenn die Arbeit dort nicht schmeckt, dann geht's wieder ab nach Brasilien aber nicht mehr nach Monlevade, sondern nach Belo Horizonte, Der Blitz(?) soll dafür sorgen dass der Kretz(?) in Ordnung kommt. Hoffentlich hat er sich nicht verrechnet.

Meyers hat erfahren unter welchen Bedingungen ich nach hier beordert wurde und hat sich furchtbar geärgert.

So ist das Leben, liebe Elly. Kampf! Neid! Vielleicht auch noch Falschheit! Abwarten. Das Pensum, welches ich mir vorgezeichnet habe, das gedenke ich zu realisieren.

Meine Herren Assistenten sind in Ordnung. Es sind drei junge Ingenieure von Zürich. Was noch fehlt, das wird noch kommen müssen. Die Aufnahme bei den Brasilianern ist, so weit ich beurteilen kann nicht schlecht. das portugiesische ist sehr schwer zu erlernen und so habe ich denn zur schmetteren Entwicklung dieser Kenntnisse einen Sprachlehrer genommen. Entweder so oder nie.

Nun will ich schliessen. holt noch das Bananen essen. Nur Bananen! 6 Stück! Mit Maschine fein in Brei foren, dazu Liqueur gemischt drei Stk, dann kein Japsen mehr und lange Zeit später wieder gebratene Banane in Karamell oder Bananen in Scheiben geschnitten mit  Früchten gemischt. (Äpfel,  Apfelsine, Pfirsich, etc) wie zu Hause, mit dem Unterschied von Elly zubereitet noch viel, viel besser.

Jetzt kommen aber die vielen dicken Küsse für meine Elly, dann für Bomi, Roby und viele Grüsse für Ursula und Marga.

Dem Barry noch ein Stück Zucker für die Pantoffeln und schnell noch eine Illustrierte gelesen, dann geht es ins Bett, das kusche(?) Emi(?),wie der Abnehmer Bier stets seine Falle nannte.

Nur nicht Hadern, so will es das Leben bei den Artistes Réunis B.E.B. und wie ein Aufgang meines Briefes ersichtlich, gibt es auch unter dieser I[...]ung Fälle, welche weniger schön sind.  wir wollen zufrieden sein und noch ein Jährchen verstreichen lassen.

Bis dahin hat sich auch die Frage mit dem Cr. geklärt.

viel Mut, Liebe Elli und ich bin ja stets in deiner Nähe, das  musst Du doch dauernd fühlen.

Kuss 

Emile