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Monlevade, den 1. Oktober 1954

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Liebe Elly! Bomi und Roby!

 

Der Monat September ist bereits vergessen. Sie haben 10758 To fertige Ware erzielt d.h. normaler Monat. Regen noch immer keine Spur. Im Monlevade brennen die Wälder und das Tal ist voll Rauch. Die Sonne steht als dunkelrote Scheibe am Himmel, die Luft ist kaum zu atmen. der Schaden an verbranntem Holz muss ganz gross sein. Was ist die Ursache? Der Brasilianer hat von den Indianern das Feuer machen und das Abbrennen der Hügel ererbt. Jedes Jahr brennt es in allen Ecken, doch das was wir dieses Jahr hier in Monlevade in dieser Hinsicht zu verzeichnen haben, das hat es in 17 Jahren noch nicht gegeben. Herr Louis Ensch hatte verboten im Monlevade ab zu holzen und die Brasilianer sagen: “Jetzt ist der Wald, der nicht abgeholzt wurde verbrannt, das kommt auf dasselbe heraus.” Welche Werte hierbei vermischt wurden, darüber geben sich diese Herrschaften keine Rechenschaft. Das Anpflanzen kostet unheimlich viel Geld, doch der Wald wächst sehr schnell. In 7 Jahren kann ein eingepflanzter Wald schon Holz abgeben, allerdings nicht bei der Trockenheit der beiden letzten Jahre.

Liebe Elly! Deinen letzten Brief mit belgischen Briefmarken Nr 21 hatte ich bekommen und ich bin froh, dass dein Brüsseler Aufenthalt gefallen hat, dabei scheint so auch noch ziemlich gut von Cleo bedacht worden zu sein. Viel Arbeit hast Du Dir auch noch aufgeladen! Ich bin froh dass mein Brief noch in Brüssel während Deiner Anwesenheit gelandet ist.

Nun geht es wieder in einen neuen Monat. Ab Sonntag den 3. Oktober läuft die I. Kont der Drahtsz(?), auch mit Fremdstrom 60 Perioden und ich rechne dann damit dass wir noch besser durchkommen, d.h.weniger Stillstände an den Strassen haben werden. Bei Block Nummer 2 hat 13 Schichten R4 Schichten wegen Energiemangel gestanden und dies wird dann besser werden. Vielleicht regnet es auch einmal hier in Monlevade.

Familie Engel zieht morgen um und es wird dann etwas einsamer werden, da ich mich ziemlich an diese Leute, welche übrigens sehr nett bin, angeschlossen hatte. Doch auch über diesen Punkt, komme ich nicht hinweg, denn so tief wie die eigene Familie kann man fremde Leute doch nicht in seinem Innersten einschliessen, dafür ist dein Brief zu kritisch veranlasst. So kommt immer bei solchen Bekanntschaften etwas, was wie eine kalte Dusche wird uns wenn ich auch eingeladen bin, in dem neuen Heim die Freundschaft durch Besuche fest  zu halten, so wäre ich sehr wenig Gebrauch davon machen nach dem Motto meines Vaters: “E gudde Frënd dé selte kënnt.”

Wegen des Foto-Apparates hat mir Herr Engel verschiedene Marken angegeben. Foca 24 x 36 eine Art Leica wo jede Aufnahme vergrössert werden muss Objektiv 1:3,5  oder 1:2  oder 1:15 weitere Marke Sixtomat, doch wenn Roby sich für Rolleiflex entschieden hat, diese Marke ist auch hochwertig. Mit dem Apparat muss Roby allerdings auch eine Fotozelle dazu kaufen, um die Beleuchtungszeit festzustellen. Überhaupt ist das Fotografieren nicht so ganz einfach und noch so mancher Film wird entwickelt, wo kein brauchbares Bild dabei sein wird. [...] da kein Amateur, wo Roby Anweisung holen

Kann. Ich denke da an Herrn Fischer. Roby spart dann viel Verdruss und viel Zeit.

wegen der Filme, welche hier in Monlevade entwickelt werden soll, so werden wir schon eine Möglichkeit finden. Herr Engel hat hier grosse Schwierigkeiten da alle Aufnahmen mit einer Leika gemacht wurden und hier muss jedes Bild vergrössert werden. Diese Arbeit verlangt viel Zeit und die Ausführung durch Spezialisten in Belo Horizonte ist zu teuer.

nun möchte ich noch einige Worte an dich richten, lieber Elly! Mache dir keine Sorgen um mich, mir geht es wieder sehr gut. mein Bein hat sich jetzt vollständig gebessert, allerdings werde ich den Gummistrumpf nicht mehr auslassen. Ich habe jetzt noch einen Strumpf aus Belo bekommen zum Wechsel und es ist alles in bester Ordnung. Wenn ich aus deinen Briefen auch sehr viel Ungeduld herauslesen, so lasse dir dies nicht zu Herzen gehen. Der Zeitpunkt, wo wir uns hier in Brasilien treffen, liegt nicht mehr so weit fort. Die Hauptsache ist gesund bleiben. Was mir Sorgen bereitet, das ist der Umzug. Ich werde jedoch hier dafür sorgen, dass so wenig wie möglich zu schleppen bleibt und Dir eine Liste zusenden, welche Artikel zu verpacken bleiben. Für heute schliesse ich mit vielen Küssen an Dich, liebe Elly sowie Bomi und Roby. Am 7. Oktober werde ich ein Glas auf das Wohl unserer Bomi zum 77 Geburtstag geben. Alles Gute! 

Emile